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Das Grundgehalt beträgt seit dem 1. April 1907 nicht mehr 1050 Mark sondern 1100 Mark also eine Erhöhung von 50 Mark. Vom 1. Oktober 1911 ab bin ich als Lehrer nach Rheineck, Kreis Ahrweiler, versetzt.
Hirten, den 23. September 1911, Diederichs, Lehrer

Vom 1. Oktober 1911 wurde ich als Verwalter an hiesiger Schule ernannt.
Eberhard Marx.

Mit dem 1. Februar 1912 wurde ich einstweilig hier ernannt. Die Einführung erfolgte am 12. Februar 1912.Ostern 1912 wurden 3 Kinder entlassen und 4 neue aufgenommen, ein Schüler wurde nach Mayen überwiesen, so dass die Schule 26 Kinder, 16 Mädchen und 10 Knaben zählt.

Das neue Schulhaus ist feucht, da eine Wand allein Regen und Sturm ausgesetzt ist. In einem Wohnzimmer kann man keine Bilder an die Wand hängen, noch Möbel in deren Nähe stellen, wegen der großen Feuchtigkeit. Die Wohnung befindet sich seit Oktober 1911 in einem sehr schlechten Zustand. Der Lehrer verzichtet freiwillig auf Instandsetzung im Herbst mit der Bitte, doch im Frühjahr die Wohnung in Ordnung zu bringen. Das Frühjahr verging – die Wohnung ist in ihrem unwürdigen Zustand geblieben. Nach Gerüchten soll der Giebel mit Schiefer beschlagen werden. auf dem Hof steht auch eine Pumpe, die eine dunkle Brühe an die Oberfläche fördert, wäre sie einmal ausgeputzt, wäre der Übelstand beseitigt. Unter Führung des Herren Landrats Dr. Peters besuchten Herren aus dem Ministerium, und von der königlichen Regierung, verschiedene Schulen. Am 20. Juni 1912 wurde hiesige Schule in Augenschein genommen. Die Wohnung des Lehrers wurde instand gesetzt, 2 Zimmer wurden tapeziert, die Küche getüncht, Fenster und 3 Türen angestrichen, das Treppengeländer befestigt, die Dachrinne grasgrün gestrichen. Der Brunnen wurde ausgeputzt, doch ist das Wasser zum trinken nicht geeignet. Der Grund soll in den Bodenverhältnissen liegen. Ein Barren liegt zur Aufstellung auf dem Schulhof. Von ansteckenden Krankheiten ist im Sommer 1912 ein Thyphusfall zu verzeichnen. Eine Frau Wagner starb an dieser Krankheit. Der Schulbesuch der Kinder ist regelmäßig. Seit Herbst 1912 war der Schulbesuch bei einigen Kindern ein sehr unregelmäßiger, da nach meiner Ansicht einige Eltern ihre Kinder bei dringenden Arbeiten einfach aus der Schule zurückhalten und als Krank entschuldigen. Vor den Weihnachtsferien erkrankten die Kinder einer Familie an einer eigentümlichen Hautkrankheit. Der Körper bedeckte sie mit Ausschlag und Geschwüren. Der sich absondernde Eiter rief wieder neue Geschwüre hervor. Da die Leute arm waren, zogen sie keinen Arzt hinzu, sondern behalfen sich mit Hausmitteln. Die Kinder kamen manchmal wieder zur Schule, konnten aber dem Unterricht nicht folgen weil sie zu schwächlich waren. 2 Kinder bekamen durch die Krankheit geschwollene Füße. Da nur 2 Kinder in der II. Rechenabteilung waren, die nur 3 Kinder zählt, konnte das Pensum nicht erreicht werden. Zudem erkrankte nach Weihnachten das noch gesunde Kind an Diphtherie, so dass längere Zeit die ganze II. Rechenabteilung fehlte. An Diphtherie erkrankte ein Kind des Wirtes Schäfer von der Kreuznick, dessen beide Geschwister blieben 2 Wochen auch dem Schulunterricht fern. Nach Weihnachten fehlten in verschiedenen Wochen 1/4 oder 1/5, einmal beinah 1/3 der Schüler. An oben genannter Hautkrankheit erkrankte nach Weihnachten wieder ein Kind. Der Vater zog den Arzt zu Rate, der eine ansteckende Hautkrankheit feststellte. Nach eingezogenen Erkundigungen habe ich festgestellt, dass diese Hautkrankheit schon seit Sommer 1912 hier in Hirten herrscht. Am 24. April 1914 starb der Schüler Wilhelm Michels.

Der große Völkerkrieg hat unser kleines Dörfchen auch in Mitleidenschaft gezogen.Es stand bei der Truppe Peter Jünger beim Infrantrie Regiment 69, selbiger wurde bei einem nächtlichen Überfall durch Lungenschuß schwer verwundet. Im Lazarett zu Niederlahnstein sieht er seiner Heilung entgegen. Am 3. Mobilmachungstag traten ein die Brüder Maler Müller von Kreuznick beim Reserveregiment 25. Der jüngere Anton wurde an der Hand verwundet, daß er heldenmütig gefochten, sagt das Eiserne Kreuz welches seine Brust schmückt. Zur Bahnbewachung wurden eingezogen die Landsturmleute Mathias Laux und Servatius Adams, ersterer steht in Igel, letzterer in Daun.Die zuhause gebliebenen Leute waren nicht müßig. Gaben fürs Rote Kreuz wurden und werden jeden 1. Donnerstag im Monat gesammelt und in Mayen abgeliefert.Die erwachsenen Mädchen und auch die Frauen haben eifrig Strümpfe und Pulswärmer gestrickt. Später einberufen wurde der Reservist Mathias Schumacher zum Infrantrie Regiment 68.
Da der Lehrer Gores (Luxem) auch eingetreten ist und zwar beim Infrantrie Regiment 68 wird nur mit halben Tagen unterrichtet, hier und in Luxem. Der Landwehrmann Laux kämpft jetzt in Russland. Als Ersatz – Reservisten wurden Eingezogen: Stefan Schomisch, Sohn des Gemeindevorstehers Schomisch von hier und Anton Engels, ersterer wurde dem Infrantrie Regiment Nr. 68 zugeteilt und kämpfte bei Perthes, wurde am Kopf verwundet, lag zuerst in Rethel im Lazarett, dann in Nürnberg, letzterer erkrankte in Koblenz schwer und wurde auf einige Zeit beurlaubt.
Am 14. Mai wurden eingezogen die Rekruten des Jahrganges 1915 von hier, bez. Kreuznick, sind dies Nikolaus Michels und Jakob Schäfer.
Adresse: Grenadier Michels
2 Kompanie Res.Inf.93
Ersatz Bat.
Berlin NW 52
Seitlitzstr.
Grenadier Schäfer
2 Garderegiment zu Fuß
6. Kompanie Ersatz Btl.
7. Korporalschaft Berlin Albrechtstr. 27

Woche 17. – 23. Mai 1915.
Auf den 20. Mai war jeder gespannt. Die italienische Kammer sollte entscheiden ob Italien in den Krieg eingreifen soll gegen seinen früheren Bundesgenossen oder nicht. Das Kabinett hat sich mit 407 gegen 74 Stimmen auf die Seite der Regierung gestellt. Italien wird also gegen uns in den Kampf treten.
Am Donnerstag sind 4 Pfingsturlauber eingetroffen. Es sind dies die Herren Anton Engels, Peter Jünger, Heinrich Monschau und Anton Müller, Kreuznick.
In Monreal sind 30 russische Gefangene mit Lohschälen beschäftigt. Aus Weiler steht einer Wache. Es ist dies Herr Mathias Theisen.
Die Schulkinder zeichneten auf die 3. Kriegsanleihe 100 Mark.
Folgende ungediente Landsturmleute sind aus Hirten nachträglich eingezogen worden:
Müller Alois – Köln Amierungsbattalion Nr. 48
Kaspar Mathias – Koblenz Pionier Nr. 8
Gäb Peter – Düren
Bantes Johann – Andernach Inf.Nr.69

Nachtragungen
Aktiv dienten bei Ausbruch des Krieges:
1. Jünger Peter Reg. Nr. 69 in Trier; verwundet bei Sonnsi durch Lungenschuss, geheilt und ist zur Zeit Garnisonsdienstfähig.
2. Monschau Heinrich Inf. Reg. 15
Dann traten ein nach Mobilmachung:
Laux Mathias 2.8.1914 zuerst auf Bahnwache bei Trier und dann nach Russland Inf.Nr.349
Wagner Mathias 2.8.1914 Inf. Nr.25 war im Westen, Osten und jetzt in Koblenz.
Adams Servatius 2.8.1914 Bahnwache bei Fems jetzt holländische Grenze bei Sanffeln.

Den Tod fürs Vaterland starben im Weltkrieg folgende Kriegsteilnehmer aus Hirten und Kreuznick.
Johann Müller, Anstreicher Kreuznick, seit Sept. 1914 in Frankreich vermisst.
Peter Gäb, Sohn von Mathias Gäb aus Hirten. Er wurde erst vermisst gemeldet 1914, später traf die Nachricht von seinem Tode ein.
Nikolaus Michels, starb nach schwerer Verwundung 1918.
Anton Michels, verbrannte bei einem Eisenbahnunglück bei Jünkerath, seine sterblichen Überreste wurden auf dem Ehrenfriedhof in Koblenz beigesetzt. Die beiden letzteren sind Söhne des Ackerers Jakob Michels von hier.

Bei dem Rückzug von der Westfront November 1918 war der Ort vom 15.Nov. ab täglich mit Truppen belegt. Der Schulsaal wurde zur Unterbringung von Truppen benutzt, die Heimkehrer fanden bei der Bevölkerung freundliche Aufnahme. Die Leute taten ihr möglichstes, um den Truppen gute Unterkunft zu beschaffen. Anfang Dezember war hier amerikanische Artillerie einquartiert für zwei Tage, die Bewohner mußten Herd und Holz liefern, der Schulsaal war mit Soldaten belegt.
Aus englischer Gefangenschaft kehrte zurück: Bernhard Schumacher
Aus französischer Gefangenschaft kehrte zurück: Anton Engels

Herbst 1919 erkrankte ein Kind des Wirtes Schäfer an Typhus und fand Aufnahme im Krankenhaus zu Mayen. Die Schulpflichtigen Geschwister waren drei Wochen vom Schulbesuch befreit.

Am 31. März 1920 starb die Schülerin KatharinaTheisen.

Am Samstag im Juni 1921 von abends 19:15 – 19:45 Uhr ging ein Unwetter mit Hagelschlag über hiesige Gegend nieder. Eierdicke Hagelkörner fielen nieder und in kurzer Zeit war die diesjährige Kornernte vernichtet. Betroffen waren die Felder in den Gemarkungen von Hirten, Luxem und Weiler, letzteren Orten Luxem und Weiler hat der Hagelschlag weniger geschadet. Durch Überschwemmungen haben die Wiesentäler stark gelitten, so dass auch die Heuernte gering ausfällt. Im Schulhaus zerschlug der Hagel 3 Fensterscheiben. Ein Aufruf zur Linderung der Not erschien in den Mayener Zeitungen, doch entfiel nur ein geringer Teil Frucht aus den Sammlungen auf unser stark geschädigtes Dorf.

Wie schon früher gesagt ist das Schulhaus feucht.
Die Westwand ist während der Winter-; Frühjahr- und Herbstmode gänzlich mit Wasser durchtränkt, so das ein aufhängen von Bildern und dergleichen unmöglich wird, auch zeigen sich feuchte Stellen an der Ostwand. Die Westwand sollte durch Schieferbeschlag Wasserundurchlässig gemacht werden, doch da die dadurch entstehenden Kosten zu hoch gewesen wären, nahm man davon Abstand. Im Sommer 1923 wurde auf drängen eines Gemeinderatsmitglieds der Giebel mit einem Zementbeschlag belegt. Da die Sache damals kostenlos für die Gemeinde verlief, ist es unverständlich, weshalb nicht das ganze Schulhaus neu beworfen wurde. Es hat auch diese Arbeit die Feuchtigkeit nicht beseitigt. Schon im Herbst zeigten sich Küche und Schlafzimmer feucht. Im Jahre 1919 wurden sämtliche Fenster gestrichen.
Der Mietwert ist Festgesetzt: 180 Mark und zwar Wohnung 174 Mark, Garten 6 Mark. Um die Feuchtigkeit der Schulwand zu beseitigen, wurde aus Sandsteinen im Abstand von 5 cm eine neue Wand aufgeführt. Tonröhren zum ausdünsten der alten Wand wurden eingeführt. Die neue Wand ist trocken, doch zieht die Feuchtigkeit der ersten Wand, der Decke und der Süd- und Nordwand nach. Gleichzeitig wurden die Umfassungsmauern neu beworfen. Die auf dem Schulhof aufgestellte Pumpe wurde einer Reparatur unterzogen, 4 Mann hatten Mühe das lange eiserne Pumpenrohr herauszuheben und wieder einzusetzen. Das anfangs ausströmende Wasser war vollständig ungenießbar, doch wird es wohl nach einem Regen besser werden. Auch unser Dorf hat, wie im Jahre 1921, unter dem Wassermangel sehr zu leiden. Die Dorfbrunnen sind fast leer, das in der Nacht zugelaufene Wasser reicht nicht aus als Trinkwasser. Schon in aller Frühe sind die Hausfrauen in Bewegung ihren Tagesbedarf zum Kochen zu sichern, doch nur den ersten gelingt dies, die meisten müssen den weiten Weg ins so genannte „Dellchen“ machen. Dort liefert eine kleine, nur in ganz trockenen Sommern benutzte Quelle gutes Trinkwasser, jedoch nur in geringer Menge. Für das Vieh wird das Wasser in großen Fässern aus dem Karbach herbeigefahren.

21.7.1928, Revision durch Herrn Oberregierungsrat Dr. Ültman.

27.9.1928, Besichtigung der Schule durch den Kreisarzt.

3.11.1928, Schulärztliche Untersuchung durch Sanitätsrat Dr. Hennewich, Mayen.
Messen und wiegen waren vorher durch den Lehrer vorgenommen. Die Kinder zeigten durchschnittlich eine gute Entwicklung, ein großer Teil ist Zahnkrank. Ein Schüler wird überwacht wegen rechtseitiger Wirbelsäulenverbiegung.
Die Schulpforte wurde durch eine neue ersetzt.

Die ungeheuere Kälte hat ihren Höhepunkt am 12. Februar 1929 mit -24°C erreicht. Von da ab war ein Rückgang zu verzeichnen.
Die Brunnen der Kreuznick und des Unterdorfes waren teilweise zugefroren. Ein Brunnen nur am Ausgang des Dorfes lieferte Trinkwasser, es war eine Zeit dem trockenen Sommer ähnlich. Der Schulbrunnen war nicht zugefroren, auch lieferte er genügend Wasser.
Die Überwachungsschüler wurden am 28. März 1929 dem Schularzt in Luxem vorgeführt.

Die Ostern 1929 aufgenommenen Schüler wurden vom Schularzt untersucht. Von 5 Kindern gehörten 4 zu den Überwachungsschülern. Herzklappenfehler, Schuppenflechte, Halsdrüsenentzündung und Wucherungen wurden festgestellt.
Die große Hitze läßt für das Jahr 1929 Wassermangel befürchten. Die Brunnen waren schon im Juli leer, die Wasserquelle im „Dellchen“ wurde wieder aufgeputzt.
Bei der Untersuchung der Überwachungsschüler zeigte sich eine wesentliche Besserung.
Am 5.9.Schulfeier zur Rückkehr des Zeppelins von der Weltfahrt.
Am 10.September morgens 9.00 Uhr überflog in geringer Höhe das Luftschiff Graf Zeppelin unsere Gegend.
Am 17.9. Abschiedsfeier für Herrn Schulrat Schornstein im Anker – Mayen.
In der Schulvorstandssitzung zu Weiler am 24.9.29 wurde der Beginn des Unterrichts in den Sommermonaten auf 7.00 Uhr morgens festgesetzt.
Am 30.10. Einführung des neuen Schulrats Herrn Steinhauer.
Die Untersuchung der Überwachungsschüler durch den Schularzt zeigte eine vollständige Genesung derselben.
Die Wahlen für die Kommunen fand am 17.11. unter großer Beteiligung statt. Von 72 Wählern erschienen 2 nicht an der Wahlurne. Die zahlreiche Beteiligung ist auf die Aufstellung zweier Wahlvorschläge für denGemeinderat zurückzuführen.